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Durst wird durch Bier erst schön

DIE STARKEN UND DIE SCHWACHEN

Vom Starkbier wird viel gesprochen. Mit Recht, denn es ist etwas Gutes. Aber die Menge Starkbier, die wirklich getrunken wird, ist gar nicht so groß.Starkbier

Königsschießen - Lorenzo Qualigo (1793 bis 1869)Wenn man vom Bier spricht, meint man meist ein Vollbier. Denn fast 99 Prozent aller deutschen Biere sind Vollbiere - mit einem Stammwürze-Anteil zwischen 11 und 14 Prozent. Soviel wissen Sie ja nun schon. Die Biergesetzgebung kennt auch noch leichtere Biere: Schankbier mit 7 bis 8 Prozent Stammwürze und Einfachbier, das nur noch 2 bis 5,5 Prozent hat. Der Ordnung halber führen wir diese Gruppen hier auch auf. Eine große Rolle spielen sie im Bierkonsum nicht; im untergärigen Bereich überhaupt nicht und im obergärigen allenfalls bei der »Berliner Weißen«, von der wir später noch sprechen. Der Anteil der Einfach- und Schankbiere am deutschen Markt beträgt den Bruchteil eines Prozents. Das ist auch kein Wunder. Denn mit einem solch bescheidenen Anteil an Stammwürze, wie er für Schank- und gar für Einfachbiere Vorschrift ist, lässt sich kaum noch etwas Aromatisches, Herzhaftes brauen. Da spricht man dann von »Dünnbier«, »Kleinbier« oder »Schmalbier«.

Allerdings können solche Biere für Kraftfahrer Bedeutung haben, die nicht bloß Limonade trinken wollen und mit einem einzigen Glas Vollbier nicht genug haben. Für diese Gruppe stellen Brauereien alkoholarmes und alkoholfreies Bier her. Diese Biere liegen mit ihrer Stammwürze in der Kategorie der Schankbiere. Zusätzlich versucht man beim Brauen, den Gärprozes frühzeitig zu unterbinden. So kommt Bier zustande, das weniger als 1,5 Prozent Alkohol enthält. Das ist »alkoholarmes Bier«. Sinkt der Alkoholgehalt auf weniger als 0,5 Prozent, so darf man sogar von »alkoholfreiem Bier« sprechen. Da müsste einer schon 16 Liter trinken, um auf die Alkoholmenge eines Gläschens Korn zu kommen.

Das andere Extrem sind die Starkbiere, die man in Süddeutschland meist »Bockbier« nennt (und das mit gutem Grund - wie Sie im Kapitel "Frühjahrskur mit Starkbier" lesen können). Diese Starkbiere schließen in der offiziellen Skala nicht unmittelbar an die Vollbiere an; der Gesetzgeber hat da eine Lücke gelassen. Vollbiere enden bei einem Stammwürze-Gehalt von 14 Prozent, die Starkbiere beginnen bei 16 Prozent. Die meisten haben aber 17 Prozent, sind keineswegs nur dunkel, sondern oft auch hell, jedoch immer sehr vollmundig; das Malzaroma schmeckt durch. Der Alkoholgehalt eines Starkbiers liegt bei 5,5 Prozent.

Bockbiere gibt es vor allem in Bayern, vereinzelt aber auch in anderen Teilen der Bundesrepublik. Oft werden sie zu bestimmten Festen gebraut. Da gibt es dann einen Maibock oder einen Weihnachtsbock. Diese Feste liegen in der kühleren Jahreszeit. Denn im Sommer mögen viele so schweres Bier nicht trinken.

Die Bedeutung der Starkbiere wird in Deutschland ohnedies meist überschätzt. Man spricht viel von ihnen - oft sehr bewundernd - aber am Biermarkt machen sie noch nicht einmal ein Prozent aus.

Noch kräftiger als das Bockbier ist der Doppelbock. Nicht doppelt so kräftig, das wäre übertrieben. Aber doch mit einer Stammwürze von mindestens 18 Prozent. Der Alkoholgehalt beginnt bei 5,7 Prozent. Wenn Sie nachrechnen. wird Ihnen auffallen, dass das Verhältnis vom Alkohol zur Stammwürze mit Böcken und Doppelböcken allmählich ansteigt.

Ein wenig kurios scheint, dass viele Doppelbock-Biere gleichlautend enden: auf die Schlussform »...ator«. Die macht im Lateinischen aus einer Tätigkeit eine Persönlichkeit - zum Beispiel aus »imperare« (was »herrschen« bedeutet) einen »Imperator«.

Beim Bier jedoch waren die Zusammenhänge von Anfang an ganz anders. Und wie der erste Doppelbock, der »Salvator«, zu seinem Namen kam, ist recht kurios. Aber darüber lesen Sie hier mehr.

Auch das stärkste Bier der Welt gehört - logischerweise - zu den Starkbieren. Es kommt aus Kulmbach: der »Eisbock« mit 28 Prozent Stammwürze. Die bringen 8 bis 9 Prozent Alkohol. Entdeckt wurde der Eisbock ums Jahr 1890 aus Zufall. Da hatte ein Brauergeselle, nachdem er 14 Stunden am Werke war, keine Lust mehr, die Bockbierfässer vom Hof in den Keller zu schaffen. Aber es war Winter. Am Morgen darauf war das Bier zu Eis erstarrt, die Fässer waren geplatzt. In der Mitte jeder der blankliegenden Eistonnen hatte sich das Konzentrat des Bieres gesammelt, das nicht gefroren war.

Der Brauer befahl wutschnaubend seinem Gesellen, das Eis aufzuhacken und das braune Zeug zur Strafe auszutrinken. Doch der Geselle bekam keine Magenkrämpfe, sondern ein verklärtes Gesicht. Was er aus dem Eis schlürfte, schmeckte malzig, süß und schwer: der »Eisbock«.

Er wird heute noch genauso hergestellt, wie das in jener kalten Nacht geschah. Kräftig gebrautem Starkbier wird durch Einfrieren Wasser entzogen.

Der tief dunkelbraune Kulmbacher »Kulminator« ist kein Bier, das man gegen den Durst trinkt. Nicht nur, weil er wirklich sehr stark ist. Sondern auch, weil er aus Tradition eiskalt serviert wird.

Sankt Nikolaus, der fromme Greis,
bringt manchmal schon das erste Eis.
Das holt der kluge Brauer ein ­
es könnte leicht das letzte sein.
Doch Gott ist unsre Zuversicht,
denn er verlässt die Brauer nicht.

Alter Brauerspruch zum Nikolaus-Tag
(6. Dezember)

>> Weiße mit Schuss

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